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Die Inhalte
der Zeitschrift
WortGottesFeiern
Der Aufbau
einer Wort-Gottes-Feier
Die Herausgeber
Einführung
Feiern mit allen Sinnen
Mögen Sie den Geruch von Sauerkraut? Da kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Für mich verbinden sich mit diesem Geruch sofort die Erinnerungen an festliche Essen bei meiner Oma. Wenn meine Familie an einem Feiertag bei den Großeltern zum Essen war und wir stiegen aus dem Auto aus, konnte man bereits vor dem Haus Sauerkraut riechen. Deshalb wird dieser Geruch für mich für immer verbunden sein mit gutem Essen und Festlichkeit, mit Gemütlichkeit und Lachen und Freude. Eine ganze Gefühls- und Bilderlandschaft tut sich da auf.

Erinnerungen sind häufig verknüpft mit dem, was wir sinnlich erfahren haben, mit Geschmack oder Düften oder Musik, eher selten mit einer ganz bewusst kognitiven Erinnerung: Wir hören ein Lied und sind gedanklich wieder im Tanzkurs in der 9. Klasse. Oder wir verbinden den einen Urlaub mit dieser bestimmten Melodie und wenn wir sie hören, haben wir wieder dieses Gefühl von Freiheit und Verliebtheit und Ausgelassenheit.

Wir Menschen sind eben sinnenhafte Wesen. Zu einem sehr großen Prozentsatz läuft unsere Kommunikation über äußere Wahrnehmung und nicht über das, was gesprochen und verstanden wird. Wir nehmen andere, begleitende Eindrücke noch viel stärker wahr: Gerüche, Musik, Geschmack, Düfte, alles wird mit einem Gefühl assoziiert und hinterlässt einen tieferen Eindruck als nur gesprochene Worte. Für mich sind aus diesem Grund auch gerade die Liturgien der Kar- und Ostertage besonders schön und eindrücklich. Weil sie nämlich genau diese Erfahrung in die Feier mit aufnehmen: Der Mensch ist ein sinnenhaftes Wesen und erlebt umso intensiver, je mehr alle unsere Sinne bedient werden.

Das Triduum, die Feier der drei österlichen Tage, ist eine besonders alte und in vielen Teilen noch sehr unveränderte Liturgie. In ihr wird in besonderer Weise die Botschaft auch in non-verbaler, sinnenhafter Weise transportiert: Das Leiden und die Demütigung Christi, der Verrat und die Auslieferung, sie werden unterstrichen, indem die Orgel »schweigt«, Musik und Gesang verstummen. Am Ende dieser Feier wird alles, was schmückt und feierlich anmutet wie Kerzen, Tücher, Blumen weggeräumt. Der Kirchenraum ist karg und leer, still und geradezu eintönig.

Auch die Liturgie des Karfreitags lässt uns das in besonderer Weise spüren. Keine Orgel, stiller Einzug und Auszug, die Lieder sind getragen und schwer, selbst die Glocken schweigen – es wird deutlich: dieser Tag vermittelt einen Schwebezustand, als ob alle den Atem anhalten würden.

Dieses Erleben setzt sich schließlich in der Osternacht fort und findet seinen Höhepunkt. Die Feier beginnt in der Dunkelheit am Feuer, von dort breitet sich das Licht allmählich aus unter den Menschen, es wird heller, bis schließlich die Orgel wieder mit voller Macht einsetzt und wir laut und fröhlich singen dürfen. Halleluja, Christus ist erstanden, er hat den Tod überwunden. Das Leben siegt! Für mich sind diese Tage ein Paradebeispiel, wie sehr unsere Liturgie auch vom Erleben mit allen Sinnen getragen ist – und wie sehr diese Elemente auch die Botschaft und das gesprochene Wort stützen.

Vielleicht mag das auch eine Anregung sein, diese Mittel und Elemente nicht nur an diesen österlichen Tagen einzusetzen. Wir haben, gerade in der Wort-Gottes-Feier, viele Möglichkeiten, Wort und Erleben zu verbinden und zu ergänzen. Ab S. 186 im Wort-Gottes-Feier Werkbuch finden sich die verschiedenen Vorschläge zur Gestaltung, z. B. ein Taufgedächtnis zu machen oder das Element der Weihrauchspende zu verwenden, die Verehrung des Wortes Gottes oder einen Lichtdanksagung. Wir haben diese Möglichkeiten und sie tragen der Tatsache Rechnung, dass wir Menschen nicht nur das gesprochene Wort hören und verstehen, sondern immer auch in unserer ganzen Leiblichkeit mitfeiern durch Fühlen und Schmecken und Riechen. Der ganze Mensch feiert Gottesdienst.

Sonja Kohr

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