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Die Inhalte
der Zeitschrift
WortGottesFeiern
Der Aufbau
einer Wort-Gottes-Feier
Die Herausgeber
Leseprobe 2
Gedenken: 75 Jahre Reichspogromnacht
Wo ist dein Bruder?
Lesejahr C
A. Theologische Einführung:
Die Reichspogromnacht am 09.11.1938, von den Nazis verharmlosend »Kristallnacht« genannt, markiert die Schwelle zwischen der wachsenden Schikanierung, Demütigung und Entrechtung der jüdischen BürgerInnen in Deutschland und ihrer gezielten Ermordung und planmäßigen Vernichtung. In aller Öffentlichkeit geschah dieses Verbrechen – auch unter den Augen der christlichen Mehrheitsbevölkerung.

Die jüdische Philosophin Hannah Arendt hat einmal gesagt, das Schrecklichste für ihre Familie sei damals nicht gewesen, dass es in Deutschland Judenhasser gab, sondern dass die meisten Freunde, Nachbarn und Kollegen sich von ihrer Familie zurückgezogen haben, als die Judenhasser begonnen hatten, Deutsche jüdischen Glaubens zu verfolgen und zu töten.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Anbruch des 3. christlichen Jahrtausends hat Papst Johannes Paul II. ausdrücklich sein tiefes Bedauern über das damalige Versagen vieler Christen bekannt und in einem Akt der Umkehr und Reue dafür um Vergebung gebeten.

B. Zur Liturgie:
Im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils thematisiert die folgende Liturgie auch politische Ereignisse und Hintergründe. Für das Konzil umfasst »Pastoral« auch politische und wirtschaftliche, kulturelle und soziale Dimensionen – weil es dabei nicht nur um das Heil der Seelen, sondern um das Wohl des ganzen Menschen geht.

C. Praktische Vorbemerkung:
Die folgende Liturgie erfordert rechtzeitige Absprachen mit anderen Akteuren des Gedenkens bzw. deren Einladung (oder die Kooperation mit ihnen), umfangreiche inhaltliche Vorbereitungen, markante Veränderungen im Kirchenraum und eine behutsame und sensible Gestaltung. Insofern ist es ratsam, frühzeitig mit der Vorbereitung zu beginnen, die Verantwortlichen (z. B. MesnerIn) über Besonderheiten zu informieren und mit den Beteiligten (LektorInnen, SprecherInnen, KantorInnen, evtl. MinistrantInnen) eine Probe anzusetzen. Da die Feier eine ungewohnte Form hat, ist ein Liedblatt für alle Anwesenden ratsam, aus dem auch der Ablauf hervorgeht.

Kein Blumenschmuck in der Kirche. Im Altarbereich keine Kerzen. Kreuze und Kruzifixe sind, wenn möglich, mit violetten Tüchern verhüllt. Wenn möglich, wird keine Orgel verwendet, sondern a capella gesungen.

Im hinteren Teil der Kirche stehen auf einem kleinen Tisch fünf nicht angezündete gleich große (hohe) weiße Kerzen (oder fünf gleich große Kerzen aus echtem Bienenwachs). Daneben steht ein bereits angezündetes rotes Grablicht. Dochte bzw. lange Kerzen zum Anzünden der Kerzen liegen bereit.

1 Einzug
Schweigender Einzug aller am Gottesdienst beteiligten Dienste. Verneigung vor dem Altar oder Kniebeuge, dem Tabernakel zugewandt, wenn er im Altarraum steht. Der Einzug wird vom Kirchenportal aus begonnen.

2 Schweigen zur Eröffnung

3 Eröffnung und Kreuzzeichen
Liebe Mitglieder und Gäste unserer Gemeinde! Wir beginnen unsere Feier des Gedenkens im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gemeinde: Amen.

4 Erste Lesung: Genesis 4, 1−9
Der/Die Lektor/in trägt die Lesung vom Ambo aus vor. Die Gemeinde steht.
Lesung aus dem Buch Genesis.

Nach der Lesung:
Wort des lebendigen Gottes.
Gemeinde: Dank sei Gott.

Stille
Der/Die Lektor/in bleibt am Ambo stehen

5 Antwort: Die Erinnerung an die Ereignisse
An diesem heutigen Tag/Abend erinnern wir uns. Wir erinnern uns an die Tage im November vor 75 Jahren. Wir erinnern uns an die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. Wir erinnern uns an das, was im damaligen Deutschen Reich geschah, und an das, was hier, in unserer Stadt/an unserem Ort, passiert ist.
Drei Sprecher/innen tragen die folgenden Texte von Plätzen im Altarraum aus vor.
Die Gemeinde sitzt.

Sprecher/in 1:
Wir erinnern uns an die Geschehnisse dieser Tage.
Kurze Stille
Die nationalsozialistische Führung nahm das Attentat eines jungen Juden auf einen deutschen Diplomaten in Paris zum willkommenen Anlass, am Abend des 9. November organisiert gegen jüdische Häuser, Geschäfte und Synagogen vorzugehen.

Sprecher/in 2:
Aus der Anordnung einer SA-Stelle:
»Sämtliche jüdischen Geschäfte sind sofort von SA-Männern in Uniform zu zerstören. Die Presse ist heranzuziehen. Jüdische Synagogen sind sofort in Brand zu setzen, jüdische Symbole sind sicherzustellen. Die Feuerwehr darf nicht eingreifen. Der Führer wünscht, dass die Polizei nicht eingreift.«

Sprecher/in 3:
Aus einem Blitzfernschreiben der Gestapo-Abteilung für Regimegegner:
»Es ist vorzubereiten die Festnahme von etwa 20 bis 30 Tausend Juden im Reiche. Es sind auszuwählen vor allem vermögende Juden.«

Lektor/in (vom Ambo aus):
Wo ist dein Bruder Abel?
Stille

Sprecher/in 1:
Wir erinnern uns: In den Nächten vom 7. bis 13. November 1938 wurden im Deutschen Reich 1.400 Synagogen, jüdische Betstuben und Versammlungsräume zerstört. Darüber hinaus Tausende von jüdischen Geschäften, Wohnungen und Friedhöfen.

Sprecher/in 2:
Ein Augenzeuge berichtet:
»Zuerst kamen die großen Ladengeschäfte dran; mit mitgebrachten Stangen wurden die Schaufenster eingeschlagen, und der Pöbel plünderte unter Anführung der SA die Läden aus. Dann ging es in die von Juden bewohnten Häuser. Schon vorher informierte nichtjüdische Hausbewohner öffneten die Türen. Wurde auf das Läuten die Wohnung nicht sofort geöffnet, schlug man die Wohnungstür ein. Die betroffenen Familien hatten am Morgen des 10. November meistens keine Kaffeetasse, keinen Löffel, kein Messer, nichts mehr. Vorgefundene Geldbeträge wurden konfisziert, Wertpapiere und Sparkassenbücher mitgenommen.« Oder ein kurzer Augenzeugenbericht aus dem eigenen Ort.

Sprecher/in 3:
Ein Augenzeugenbericht aus Baden-Baden:
»Ehe die SS die Synagoge in Brand steckte, zwang sie die Männer der jüdischen Gemeinde, sich dort zu versammeln. Entgegen dem jüdischen Brauch mussten sie ihre Hüte abnehmen. Ein Gemeindeglied wurde gezwungen, von der Kanzel herab aus dem nationalsozialistischen Hetzblatt ›Der Stürmer‹ vorzulesen. Die Gemeinde hatte im Chor zu antworten: ›Wir sind ein dreckiges, filziges Volk‹.«
Oder ein kurzer Augenzeugenbericht aus dem eigenen Ort.

Lektor/in (vom Ambo aus):
Wo ist dein Bruder Abel?
Stille

Sprecher/in 1:
Wir erinnern uns: Bereits am 10. November 1938 ordnete Hitler an, die Juden aus der deutschen Wirtschaft auszuschließen und ihnen so jede Existenzgrundlage zu entziehen. Die nächtlichen Pogrome wurden so zur endgültigen Kriegserklärung an die Juden. Sie markieren die Grenze zwischen Diskriminierung und systematischer Verfolgung.

Sprecher/in 2:
Schon am 12. November 1938 wurde auf einer großen Regierungskonferenz beschlossen, dass alle deutschen Juden enteignet, aus dem Kulturleben entfernt, aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verbannt und zur Auswanderung gezwungen werden. Schäden im Straßenbild, die durch die Pogrome entstanden waren, hatten die dort wohnenden Juden auf eigene Kosten sofort zu beseitigen.

Sprecher/in 3:
Auf der Konferenz am 12. November wurde eine »Juden-Vermögens-Abgabe« beschlossen: Die deutschen Juden mussten innerhalb eines Jahres eine Milliarde Reichsmark als Sühne für ihre angeblich feindliche Haltung dem deutschen Volk gegenüber an den Staat zahlen.

Lektor/in (vom Ambo aus):
Wo ist dein Bruder Abel?
Stille

6 Antwortgesang
EH 294/Unterwegs 151 Agios o Theos (mehrmals gesungen)

7 Gebet
Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst. Die Gemeinde steht.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Gerechter Gott!
Du thronst als der Heilige Israels über dem Lobpreis der Cherubim und Serafim. Und gleichzeitig bist du den Geschundenen nahe, die in den Staub des Todes getreten werden. Erbarme dich deines geliebten Volkes, erbarme dich aller Menschen, die verfolgt und entrechtet, gedemütigt und ermordet werden. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gemeinde: Amen.

8 Lesung: Gen 4,8 B−10
Der/Die Lektor/in trägt die Lesung vom Ambo aus vor. Die Gemeinde steht.
Lesung aus dem Buch Genesis.

Nach der Lesung:
Wort des lebendigen Gottes.
Gemeinde: Dank sei Gott.

9 Antwort: Die Erinnerung an die Opfer
Sprecher/in 1:
Wir gedenken der Opfer dieser Tage.
Kurze Stille

Zwei Sprecher/innen tragen die folgenden Texte von Plätzen im Altarraum aus vor.
Die Gemeinde steht.

Sprecher/in 2:
In dieser einen Nacht vor 75 Jahren wurden in Deutschland mindestens 400 jüdische Menschen ermordet, in die Selbsttötung getrieben oder so schwer verletzt, dass sie später starben.
Stille – währenddessen wird die erste Kerze entzündet, langsam nach vorne getragen und im Altarraum für alle sichtbar aufgestellt.

Sprecher/in 3:
Wie viele jüdische Frauen in dieser Nacht vergewaltigt wurden, ist nicht bekannt.
Stille – währenddessen wird die zweite Kerze entzündet, langsam nach vorne getragen und im Altarraum für alle sichtbar aufgestellt.

Sprecher/in 2:
Von den etwa 30000 am 10. November 1938 verhafteten Juden kamen die meisten in Konzentrationslager. Schon bei der Ankunft wurden viele erschossen. Hunderte starben bei Fluchtversuchen oder durch die Zwangsarbeit in den Lagern.
Stille – währenddessen wird die dritte Kerze entzündet, langsam nach vorne getragen und im Altarraum für alle sichtbar aufgestellt.

Sprecher/in 3:
Wie viele jüdische Frauen, Männer und Kinder durch die Pogrome und die Lagerhaft an ihrem Leib verwundet und in ihrer Seele traumatisiert wurden, ist nicht bekannt. Stille – währenddessen wird die vierte Kerze entzündet, langsam nach vorne getragen und im Altarraum für alle sichtbar aufgestellt.

10 Antwortruf Jer 31,15; Klgl 2,10−12
Der/Die Lektor/in trägt den Antwortruf vom Ambo aus vor. Der Kehrvers wird von der Gemeinde wiederholt.
Kehrvers (LektorIn/Alle): So spricht der Herr: Ein Geschrei ist in Rama zu hören, bitteres Klagen und Weinen: Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, um ihre Kinder, denn sie sind nicht mehr.
- Am Boden sitzen, verstummt, die Ältesten der Tochter Zion, streuen sich Staub aufs Haupt, legen Trauerkleider an.
- Zu Boden senken den Kopf die Mädchen von Jerusalem. Meine Augen ermatten von Tränen, mein Inneres glüht.
Gemeinde: Kehrvers
- Kind und Säugling verschmachten auf den Plätzen der Stadt.
- Sie sagen zu ihren Müttern: Wo ist Brot und Wein?, da sie erschöpft verschmachten auf den Plätzen der Stadt, da sie ihr Leben aushauchen auf dem Schoß ihrer Mütter.
Gemeinde: Kehrvers

11 Gebet
Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst. Die Gemeinde steht.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Gerechter Gott!
Du hörst das Blut der Ermordeten, das zu dir schreit. Du selbst bist die Fluchtburg aller Verfolgten, du bist die Asylstätte für die Trostlosen und Verzweifelten. Wir bitten dich: Offenbare die Macht deiner Barmherzigkeit und erweise dich als Anwalt der Entrechteten. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gemeinde: Amen.

12 Evangelium: Mt 26,57.58.69 B−75
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
Gemeinde: Ehre sei dir, o Herr.
Kreuzzeichen auf Buch, Stirn, Mund und Brust.

Nach dem Evangelium:
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Gemeinde: Lob sei dir, Christus.

13 Antwort der Gemeinde: Lied
Die Gemeinde steht.
Viele haben damals zugeschaut: Schweigend. Abwartend. Angewidert. Ratlos. Ängstlich. Erschüttert. Unsicher. Höhnisch und schadenfroh. Voller Mitleid. Unschlüssig. Zögernd. Viele haben zugeschaut – und doch weggeschaut. Nur wenige haben sich laut empört.
Viele Christen haben damals zugeschaut. Haben sie IHN erkannt – in ihren gedemütigten, geschundenen, ermordeten Nachbarn?
Hätten wir IHN erkannt?
Erkennen wir IHN heute, als unseren Nachbarn, in unserer globalisierten Welt?
Stille GL 619, 1–3 »Was ihr dem geringsten Menschen« (V/A)
Während des Liedes wird die fünfte Kerze entzündet, langsam nach vorne getragen und im Altarraum zwischen die vier bereits dort stehenden Kerzen gestellt.

14 Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte
V/A: Gott, sei uns gnädig nach deiner Huld! Tilge unsere Sünde nach deinem reichen Erbarmen!
Oder GL 160 V/A: Bekehre uns, vergib die Sünde …
- Wasch unsere Schuld von uns ab. Denn wir erkennen unsere bösen Taten.
- Wo wir geschwiegen haben aus Feigheit oder Bequemlichkeit.
- Wo wir uns nicht anrühren ließen von der Not unserer Nächsten.
A: Gott, sei uns gnädig …
Oder GL 160 A: Bekehre uns, vergib die Sünde …
- Erschaffe uns, Gott, ein neues Herz. Und schenk uns einen neuen, beständigen Geist.
- Damit wir uns lösen können aus den alten Mustern und Gewohnheiten der Sünde.
- Damit wir befreit werden aus dem Netz des Unheils in unserem Leben, im Leben unserer Familien und unseres Volkes.
A: Gott, sei uns gnädig …
Oder GL 160 A: Bekehre uns, vergib die Sünde …

15 Erinnerung an die Gerechten und Friedenszeichen
Nur wenige Menschen haben damals, in jenen Tagen, offen Widerstand geleistet gegen die Pogrome – und Partei ergriffen für ihre jüdischen Schwestern und Brüder. Bewusst oder unbewusst haben sie sich damit auf die Seite des gerechten Gottes gestellt. An drei Menschen erinnern wir uns stellvertretend:
Drei Sprecher/innen tragen die folgenden Texte von Plätzen im Altarraum aus vor.
Die Gemeinde steht.

Sprecher/in 1:
In Oberlenningen in Württemberg predigt der evangelische Pfarrer Julius von Jan am Buß- und Bettag 1938: »Die Gebote sind missachtet, Gotteshäuser, die anderen heilig waren, sind ungestraft niedergebrannt worden … Wir als Christen sehen, wie dieses Unrecht unser Volk vor Gott belastet und seine Strafen über Deutschland herbeiziehen muss.« Einige Tage später prügeln Männer der SA und SS im Auftrag der Kreisleitung den Pfarrer halb tot und nehmen ihn in Schutzhaft.
Kurze Stille

Sprecher/in 2:
In Berlin betet der katholische Dompropst Bernhard Lichtenberg noch am Abend des 9. November öffentlich für die Juden und für alle nichtarischen Christen. Dafür wird er der »volksfeindlichen Hetze« angeklagt. 1941 sagt er in einem Verhör: »Ich kann als katholischer Priester nicht von vornherein zu jeder Verfügung und Maßnahme, die von der Regierung getroffen wird, Ja und Amen sagen. Ich bekämpfe falsche Grundsätze, aus welchen falsche Taten entstehen müssen.«
Oder eine kurze Erinnerung an einen damals mutigen Menschen aus dem eigenen Ort.
Kurze Stille

Sprecher/in 3:
In Berlin-Mitte bewahrt Wilhelm Grützfeld, Vorsteher des zuständigen Polizeireviers, die bereits in Brand gesetzte Neue Synagoge an der Oranienburger Straße vor der Zerstörung. Er verweist schlicht und einfach darauf, dass das Gebäude unter Denkmalschutz stehe, ruft daher die Feuerwehr zum Löschen und verjagt die Brandstifter. Außer einer Rüge seines Vorgesetzten geschieht ihm nichts.
Kurze Stille

Menschen wie Julius von Jan, Bernhard Lichtenberg und Wilhelm Grützfeld haben gezeigt: Gottes Friedenswillen ist unteilbar. Er umfasst alle Menschen. Wenn wir selbst in Gottes Frieden leben wollen, gilt es, den Frieden über Grenzen hinweg zu teilen.
Geben wir einander gerade an diesem Abend ein Zeichen dieses Friedens.

16 Lied
Die Gemeinde steht.
EH 20/Unterwegs 112/1 »Schweige und höre«

17 Fürbitten
Dort, wo wir mit unserer Kraft am Ende sind, dort, wo unsere Liebe zu scheitern droht angesichts der Macht des Todes in unserer Welt, dort bringen wir unsere Bitten vor Gott.
V/A: GL 358/3 Lasset zum Herrn …
- Wir beten für die Töchter und Söhne, die Enkel und Urenkel der Opfer von damals:
Kurze Stille
- Wir beten für die Töchter und Söhne, die Enkel und Urenkel der Gerechten, die damals dem Bösen Widerstand geleistet haben:
Kurze Stille
- Wir beten aber auch für die Töchter und Söhne, die Enkel und Urenkel der Täter, Mitläufer und Zuschauer von damals:
V/A: GL 358/3 Lasset zum Herrn …
- Wir beten für alle Menschen, die heute Opfer von rassistischer und religiöser, politischer und wirtschaftlicher, sexistischer und krimineller Gewalt werden:
Kurze Stille
- Wir beten für alle, die heute als Anwälte auf der Seite der Opfer stehen und für die Menschenwürde kämpfen:
Kurze Stille
- Wir beten aber auch für die heutigen Täter, die Mitläufer und Zuschauer:
V/A: GL 358/3 Lasset zum Herrn …
- Wir bringen in einer Zeit der Stille unsere eigenen Anliegen vor Gott.
Stille
V/A: GL 358/3 Lasset zum Herrn …

18 Vaterunser
All unsere Bitten und Anliegen fassen wir im Vaterunser zusammen.
Gemeinde: Vater unser im Himmel …

19 Lied
Die Gemeinde sitzt.
GL 644 »Sonne der Gerechtigkeit« oder
EH 124 »Den Weg wollen wir gehen« oder
Unterwegs 96 »Bleib mit deiner Gnade bei uns«

20 Mitteilungen

21 Segensbitte

Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Der Herr wende uns sein Angesicht zu und schenke uns Frieden.
Gemeinde: Amen.
So segne uns und alle Menschen, die Nahen und die Fernen, die Lebenden und die Toten, der allmächtige Gott: Der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist.
Gemeinde: Amen.

22 Entlassung

Singet Lob und Preis.
Gemeinde: Dank sei Gott, dem Herrn.
Danach Verneigung vor dem Altar oder Kniebeuge, dem Tabernakel zugewandt, wenn er im Altarraum steht.

23 Auszug
Auszug aller am Gottesdienst beteiligten Dienste.

24 Gestaltungselement
Dort, wo in der Reichspogromnacht eine Synagoge zerstört wurde oder wo jüdische Familien in ihrer Wohnung beraubt, gedemütigt oder verletzt wurden, kann die Liturgie am Ort der Synagoge oder eines jüdischen Wohnhauses mit einer Statio beginnen. Der Ablauf findet dort bis einschließlich 7 statt; danach gehen alle in einem Schweigemarsch zur Kirche. Dort wird die Liturgie bei 8 fortgesetzt. Eventuell ist im Kirchenraum zu Beginn eine passende kurze und schlichte Instrumentalmusik zur Sammlung der Anwesenden hilfreich. – Falls beim Schweigemarsch ein Kreuz oder Kruzifix mitgeführt wird, sollte es mit einem violetten Tuch verhüllt sein.

Nach dem Beginn der Statio kann mit folgenden oder ähnlichen Worten auf die besondere Bedeutung des Versammlungsplatzes hingewiesen werden:

Antwort: Die Erinnerung an die Ereignisse
Am heutigen Tag/Abend erinnern wir uns. Wir erinnern uns an die Tage im November vor 75 Jahren. Wir erinnern uns an das, was im damaligen Deutschen Reich geschah, und an das, was hier in dieser Straße/an diesem Platz/Ort in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 geschehen ist.
- Hier stand bis 1938 die Synagoge unserer Stadt/unseres Ortes oder
- Hier wohnte(n) im Jahr 1938 die jüdische(n) Familie(n) N.N. (Namen nennen) bis zu ihrer Flucht/Vertreibung/Deportation nach …/bis zu ihrer Vernichtung …

Im Rahmen der Erinnerungen an diese konkreten Ereignisse vor Ort können und sollen kurze Augenzeugenberichte oder kurz zusammengefasste historische Forschungsergebnisse zum Tathergang eingefügt (und dafür andere hier vorgeschlagene Texte gestrichen) werden. Das Ende der Statio kann folgendermaßen gestaltet werden:

Gebet

Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst. Die Gemeinde steht.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Gerechter Gott!
Du thronst als der Heilige Israels über dem Lobpreis der Cherubim und Serafim. Und gleichzeitig bist du den Geschundenen nahe, die in den Staub des Todes getreten werden. Erbarme dich deines geliebten Volkes, erbarme dich aller Menschen, die verfolgt und entrechtet, gedemütigt und ermordet werden. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gemeinde: Amen.

Überleitung
Wir gehen nun miteinander schweigend und betend in die Kirche N.N. Dort werden wir miteinander der Opfer dieser Nacht gedenken – all der Frauen, Männer und Kinder, die hier am Ort und im ganzen Deutschen Reich seelisch und körperlich verletzt, entwürdigt und ermordet wurden.

Max-Josef Schuster

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