archivierte Ausgabe 6/2008 |
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Einführung |
Den Glauben als Chance ergreifen: das Markus-Evangelium im Lesejahr B |
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Mit dem Advent beginnt ein neues Kirchenjahr und damit auch eine neue Ordnung, nach der Sonntag für Sonntag die Lesungen der Messfeiern und der Wort-Gottes-Feiern ausgewählt werden. Die nachkonziliare Leseordnung kennt drei Lesejahre: Im Lesejahr A steht das Evangelium nach Matthäus im Mittelpunkt, im Jahr B dasjenige nach Markus und im Jahr C das Lukasevangelium. Das Johannesevangelium wird nach alter liturgischer Tradition insbesondere in den geprägten Zeiten des Kirchenjahres gelesen.
Das Markusevangelium hat bereits in der frühen Kirche eine hohe Wertschätzung erfahren. Es steht an zweiter Stelle in den Kanonlisten nach dem des Matthäus, das man lange für das älteste hielt. Allerdings zeigt die neuere Exegese, dass das Markusevangelium – etwa um 70 entstanden – älter ist und es sowohl Matthäus als auch Lukas als Vorlage diente.
Markus überliefert das »Evangelium Jesu Christi« (Mk 1,1), die Freudenbotschaft, deren Urheber und Inhalt Jesus Christus ist. Der Evangelist formuliert keine theologischen Lehrsätze. Er erzählt von Jesus. Durch einfache Sprache vermittelt Markus den Zuspruch aber auch den Anspruch des Evangeliums. Jesus ist für ihn nicht nur eine Gestalt der Vergangenheit, sondern der Gegenwart und der Zukunft. Deshalb sind auch wir in einer ähnlichen Situation wie die Jünger. Markus ermöglicht uns, den Glaubensweg der Jünger mitzugehen und sich mit ihnen diesem Jesus Christus anzunähern. Dabei werden die Texte als Bahnlesung in der Reihenfolge des Evangeliums gelesen. Im Advent wird vom Gedanken der zweifachen Ankunft des Menschensohnes her die Mahnung zur Wachsamkeit in den Mittelpunkt gestellt (1. Advent). Am 2. Advent lenkt die Umkehrpredigt des Johannes den Blick auf Jesus.
An den ersten Sonntagen des Jahreskreises thematisieren die Abschnitte aus dem Markusevangelium das öffentliche Wirken Jesu. Markus stellt Jesus als den vor, der die Vollmacht hat, den Anbruch der Gottesherrschaft zu verkünden: Er beruft Jünger (3. So.), treibt Dämonen aus (4. So.), heilt Kranke in der Kraft des Gebetes (5. So.) und motiviert vom Mitleiden (6. So.). Der christologische Rahmen schließt sich mit den beiden ersten Sonntagen der Fastenzeit: Jesus ist ganz Mensch und wird versucht (1. Fastensonntag). Und er gehört ganz zu Gott. Das wird in der Verklärung sichtbar (2. Fastensonntag).
Das Markusevangelium ist das älteste und das kürzeste Evangelium. Deshalb kommen im Lesejahr B immer wieder auch ergänzende Abschnitte zum Klingen. Vom 3. bis 5. Fastensonntag werden Ausschnitte aus Johannes 2–3 und 12 gelesen, vom 17. bis 21. Sonntag im Jahreskreis aus Johannes 6.
Jesus wird von Markus als der gezeigt, der sich für die Befreiung des Menschen einsetzt. Im Widerspruch, den Jesus erfährt, wird deutlich, wer er ist – z.B. wenn an seiner Vollmacht, Sünden zu vergeben, gezweifelt wird (7. So.). Er wird nicht verstanden, denn er verkündet die Umkehrung aller Werte. Er macht das Kleine groß (11. So.).
Vom 12. bis zum 23. Sonntag im Jahreskreis verkünden die Perikopen die Vollmacht Jesu. Seine »Machtmittel« sind Mitleid und Liebe. Er ist bei seinen Jüngern, seiner Gemeinde, bei uns, auch wenn wir meinen, dass er sich nicht kümmert und bei allem Sturm im Boot eingeschlafen ist (12. So.). Jesus richtet seine Vollmacht gegen Krankheit und Tod, Unglaube und Unwissen, Irrtum und Chaos.
Wie können wir den Glauben als Chance ergreifen? Markus gestaltet in seinem Evangelium diese Frage als den Weg nach Jerusalem: Für wen halten wir diesen Jesus? (24. So.) Sind wir bereit zum Dienen? (25. So.) Setzen wir uns ein für die Schwachen (26. So.)? Ist die Gemeinde Ort der Freiheit und Anerkennung? (29. So.) Können wir voll Dankbarkeit am Ende des Lebens dem Menschensohn begegnen? (33. So.)
Diesen Weg mitzugehen – bis zum Leiden, aber auch zur Auferstehung – ist die Chance des Glaubens. Dieser Weg ist nicht einfach. Er ist anspruchsvoll, aber er eröffnet neue Möglichkeiten, er ist ein echter Lebensgewinn.
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Andreas Poschmann |
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