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Die Inhalte
der Zeitschrift
WortGottesFeiern
Der Aufbau
einer Wort-Gottes-Feier
Die Herausgeber
Einführung
Aus dem Schatz der Tradition schöpfen – die gewohnte Sprache bewohnen
In unseren gottesdienstlichen Feiern sprechen oder singen wir vorformulierte Worte, wie sie von Generation zu Generation überliefert wurden. Ich denke an den Gruß, die Antworten (»Der Herr sei mit euch.« – »Und mit deinem Geiste.« Oder: »Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.« – »Der Himmel und Erde erschaffen hat.«), an das Glaubensbekenntnis, das Gebet des Herrn, die Psalmen und grundsätzlich an die Worte der Heiligen Schrift, die sich in einem bestimmten Rhythmus wiederholen.
Auch die Grundstruktur unserer Feiern müssen wir nicht zuerst erfinden, um mit­einander feiern zu können: Es gibt eine Eröffnung und einen Abschluss und eine Mitte, um die wir uns bewegen: die Wortgottesfeier. Wenn wir die Messfeier in den Blick nehmen, dann sind es – wie bei einer Ellipse die Brennpunkte – Wortgottesfeier und Eucharistiefeier.
Der erste Teil (Eröffnung) will uns dazu führen, dass wir uns als versammelte Gemeinde wahrnehmen und als solche ins Beten gelangen. Er lässt unseren Leib ganz Ohr für Gottes Wort werden. Der abschließende Teil (Abschluss) macht uns bewusst, dass wir in unserem alltäglichen Leben von Gott Gerufene und Gesegnete sind, die selbst zum Segen werden, und dass wir auch über die Feier hinaus aufeinander bezogen sind: Wir sind miteinander Kirche in der Welt von heute.

Für die, die in das gottesdienstliche Leben hineingewachsen sind, ist das alles gewohnt. Oder besser gesagt: Die Worte und die Symbolhandlungen sind bewohnt mit dem eigenen Glauben und Leben, mit Hoffnung und Liebe, mit Zweifel und Mut und der Sehnsucht nach Leben.
Fulbert Steffensky vergleicht dieses »Bewohnen« der überlieferten Worte und geprägten Bilder unserer Liturgie mit einer Erfahrung seiner Enkelkinder: Diese
hatten sich als kleine Kinder einen Spaß daraus gemacht, die Pantoffeln der Groß­eltern anzuziehen und durch das Haus zu schlappen. Zu große Schuhe für die
kleinen Füße – kleine Füße in den Schuhen der anderen Generation. (Schöne Aussichten. Einlassung auf biblische Texte, Stuttgart 2006, S. 213.)
Gehen wir nicht auch in den Schuhen unserer Mütter und Väter im Glauben in unserer Liturgie umher? Manchmal mag der Schuh wirklich zu groß sein, den wir uns angezogen haben. Ein anderes Mal tut es gut zu wissen, dass darin schon andere gegangen sind und uns vorangegangen sind. Es ist gut zu wissen, dass da welche vor uns waren. Wir können uns in ihre Worte einbetten, in die Worte, die sie gehört oder durchbetet, gedacht, geschwiegen, geschrieen oder gesungen haben.

Für mich besteht darin das Kunstwerk der Liturgie. Wir beschreiten einen uns vorgeprägten Raum und füllen ihn mit unserem Leben und mit dem Atem unserer Zeit.
Das ist ein entlastendes Moment. Ich muss nicht alles gleich begreifen und erfassen. Da gibt es das Hineinwachsen, wenn wir wie die Kinder die großen Pantoffeln angezogen haben, und es gibt das Vertrautwerden mit den Worten und Gesten. Entlastend ist auch, dass ich nicht immer etwas Neues leisten muss, sondern aus der Tradition schöpfen kann. Aber es braucht dieses Erleben, um zu wachsen und vertraut zu werden.

In unserer Jugendzeit in der KJG hat es uns in der Vorbereitung auf die sogenannten Jugendgottesdienste immer gereizt, gerade das Gewohnte zu durchbrechen und das Gewöhnliche im Verlauf der Liturgie zu verändern. Damals haben wir wohl so manchem Kaplan und Pfarrer einige Nerven gekostet: Warum das Vaterunser an der Stelle? Das könnte doch woanders schöner sein. Warum dieses alte Glaubensbekenntnis, es gibt doch neuere? Warum diese ständigen Formeln wie »Der Herr sei mit euch«, »Und mit deinem Geiste«?
Heute sind mir gerade diese überlieferten Worte lieb und teuer geworden. Immer wieder stehe ich den verschiedenen gottesdienstlichen Feiern vor und kann aus dieser Tradition schöpfen. Ich stehe in einer guten Tradition unserer Mütter und Väter und trage dankbar diese Schuhe ihres Glaubens und ihrer Sprache und ihres Singens …

Ein gutes Gehen in den liturgischen Schuhen unserer Mütter und Väter im Glauben
wünscht Ihnen

Heinz Vogel

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