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Die Inhalte
der Zeitschrift
WortGottesFeiern
Der Aufbau
einer Wort-Gottes-Feier
Die Herausgeber
Leseprobe 1
Osternacht – Vigilfeier
Alles nur Weibergeschwätz?
Lesejahr C

Die frühe Osternacht dauerte von der Abenddämmerung des Karsamstags bis in den Morgen des Ostersonntags. Vorbild waren militärische Nachtwachen (Vigilien) und inhaltlich die jüdische Paschafeier, die allerdings um Mitternacht endet. Bis heute erkennbar ist eine rhythmische Struktur des Wortgottesdienstes, die das Wachbleiben fördert: Lesung (gemeinsames Hören) – Antwortgesang (gemeinsames Singen) – Oration (gemeinsames Gebet in Stille (!) und Hören auf den laut gesprochenen Abschluss). Dazu kommt der belebende Wechsel der Körperhaltungen: Sitzen während der Lesung und beim Antwortgesang; Stehen während der Oration. In der Liturgie sollten diese keineswegs nebensächlichen und äußerlichen Elemente bewusst gestaltet werden.

Inhaltlich bieten die Evangelien der drei Lesejahre unterschiedliche Erfahrungswege zum Ostergeheimnis. Das heuer gelesene Lukasevangelium ist an Aktualität kaum zu überbieten: Sollte der Heilige Geist nicht auch heute wirken?

1 Segnung des Feuers und Bereitung der Osterkerze

Die Gottesdienstgemeinde versammelt sich schweigend am Osterfeuer. Alle liturgischen Dienste ziehen zum Osterfeuer. Mitgetragen werden die Osterkerze (mit einer Laterne, falls die Osterkerze auf dem Weg zur Kirche erlöschen sollte) sowie mehrere Leuchter und Kerzen, ein »Schiffchen« mit qualitätvollen Weihrauchkörnern und das Weihrauchfass. Für das Anzünden der Osterkerze liegen Kienspan und Docht bereit.
In dieser heiligen Nacht haben wir uns versammelt, um die Auferweckung Jesu zu feiern. Miteinander begehen wir diese Feier im wörtlichen Sinn: wir sind gemeinsam unterwegs durch das Dunkel, wir lassen uns bewegen von den alten Geschichten, die davon erzählen, dass Gott gut ist und das Leben will. Was wir hier erleben, ist ein Bild für unseren eigenen Lebensweg. So stärken wir unser Vertrauen und unseren Glauben: hier und heute, trotz allem, was uns womöglich belasten mag, traurig stimmt oder zweifeln lässt.
Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Ewiger Gott!
Segne dieses Feuer, das die Nacht erhellt. Lass es uns zum Zeichen werden für deine geheimnisvolle Gegenwart.
Erleuchte uns besonders in Zeiten, in denen die Finsternis uns bedroht, mach uns sehnsüchtig nach dir und schenk uns ein ehrliches Herz, das offen ist für dein gutes Licht. So bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gemeinde: Amen.
Wenn eine unverzierte Osterkerze (möglichst aus reinem Bienenwachs!) verwendet wird:
Jemand ritzt mit dem Fingernagel oder einem schmalen Griffel ein gleichschenkliges Kreuz in die Kerze ein.
Dazu:
Christus gestern und heute – Anfang und Ende – sein ist die Zeit und die Ewigkeit.
An den vier Endpunkte und im Kreuzungspunkt der Kreuzbalken kann jeweils ein größeres Weihrauchkorn eingedrückt werden. Diese Aufgabe können auch (Erstkommunion-)Kinder übernehmen.
Dazu:
Durch seine heiligen Wunden, die glänzen im göttlichen Licht, behüte uns Christus in seiner Liebe.
Jemand holt mit dem Kienspan das Licht aus dem Osterfeuer und zündet mit dem Docht die Osterkerze an. Auch die Kerze in der Laterne wird vorsorglich angezündet.
Christus ist glorreich erstanden vom Tod. Sein Lichtglanz verwandle das Dunkel der Herzen.

2 Einzug in die Kirche
Alle liturgischen Dienste und die Gemeinde ziehen in die dunkle Kirche.
Die Osterkerze (bzw. der Weihrauch) geht voran. Am Eingang der Kirche:
GL 312.1 »Christus, das Licht!«
Gemeinde: Dank sei Gott!
Auf halbem Weg zum Altarraum (wenn alle Gläubigen ihren Platz in der Kirche eingenommen haben):
Christus, das Licht!
Gemeinde: Dank sei Gott!
Die Ministrant/innen zünden ihre Kerzen am Licht der Osterkerze an.
Im Altarraum wird die Osterkerze hoch erhoben und den Gläubigen gezeigt:
Christus, das Licht!
Gemeinde: Dank sei Gott!
Die Ministrant/innen geben ihr Licht an die Gläubigen weiter.
In der Kirche werden alle Kerzen außer den Altarkerzen angezündet. Diese stehen auf der Kredenz bereit.
Der Altar ist immer noch mit dem großen schwarzen »Karfreitags-Tuch« verhüllt.
Der Tabernakel ist und bleibt in dieser Feier leer, weil noch nicht Oster-Eucharistie gefeiert wurde. Deshalb brennt auch kein Ewiges Licht.
Die elektrische Beleuchtung bleibt mindestens bis zum Oster-Halleluja ausgeschaltet.
Wenn möglich, findet die gesamte Liturgie ohne künstliches Licht statt. Notfalls werden zur Sicherheit nur die Türbereiche (Windfänge) als Fluchtwege sparsam erleuchtet.
Die Osterkerze wird auf einen hohen Osterleuchter (möglichst in der Mitte vor dem Volksaltar) gestellt. Wenn Weihrauch mitgeführt wird, wird die Osterkerze vor Beginn des Exsultet mit Weihrauch geehrt.

3 Osterlob: Exsultet

Die Gemeinde steht. Der Kantor/die Kantorin singt – wenn möglich – direkt vor bzw. an der Osterkerze. Wenn kein Kantor zur Verfügung ist, oder auch zusätzlich:
GL 334 »O Licht der wunderbaren Nacht« (ohne Orgel)

4 Hinführung zur ersten Lesung: Gen 1,1–2,2

Die folgende Lesung ist ursprünglich ein Lied. Das Lied besingt die Schöpfung und sagt: Unsere Welt ist kein ewiger Kampfplatz zwischen Gut und Böse. Der Refrain betont: Die Welt ist gut, weil Gott alles geschaffen hat.

5 Erste Lesung
Eine Lektorin und ein Lektor tragen die Lesung tageweise abwechselnd vom Ambo aus vor.
Die Gemeinde sitzt.
Lesung aus dem Buch Genesis.
Nach der Lesung:
Wort des lebendigen Gottes.
Gemeinde: Dank sei Gott.

6 Antwortgesang
Alle folgenden Gesänge bis einschließlich Gloria und Oster-Halleluja werden a capella gesungen.
Die Orgel beginnt erst nach dem Evangelium zu spielen.
GL 402,1–5,11+12 »Danket Gott, denn er ist gut«

7 Gebet

Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst.
Die Gemeinde steht.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Verborgener Gott!
Du bist die Quelle von allem, was ist. Stärke unser Vertrauen, dass du alles wunderbar geschaffen hast und noch wunderbarer zur Vollendung führen willst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gemeinde: Amen.

8 Hinführung zur zweiten Lesung: Gen 22,1–18

Zu Beginn der folgenden Geschichte ist das Gesicht des guten Gottes bis zur Unkenntlichkeit verfinstert: schmerzliche Zerreißprobe und ausweglose Verzweiflung. Auch all das hat in dieser Nacht Platz – damit der Glaube den tragischen Augenblicken des Lebens Stand hält und menschlich bleibt.

9 Zweite Lesung
Der/Die Lektor/in trägt die Lesung vom Ambo aus vor. Die Gemeinde sitzt.
Lesung aus dem Buch Genesis.
Gestaltungsvorschlag 1 siehe 39
Nach der Lesung:
Wort des lebendigen Gottes.
Gemeinde: Dank sei Gott.

10 Antwortgesang

GL 657.6/EH 261 (gemischte Stimmen)/Unterwegs 81 »Misericordias domini« mehrmals gesungen
Während des Gesangs wird das große schwarze »Karfreitags-Tuch« vom Altar entfernt und lose zusammengeknüllt auf den Boden vor die Osterkerze gelegt.

11 Gebet
Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst.
Die Gemeinde steht.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Verborgener Gott!
Manchmal verbirgst du dein Gesicht in der Finsternis. Wir bitten dich: lass nicht zu, dass Machtmissbrauch und Gewalt den Sieg davontragen, und lass uns gerade in finsteren Zeiten deine Barmherzigkeit und Liebe spüren. So bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gemeinde: Amen.

12 Hinführung zur dritten Lesung: Ex 14,15–31; 15,20–21

(Dieser Vorschlag tauscht den Vers 15,1 gegen die Verse 15,20–21 aus.)
Bis heute werden Menschen versklavt, unterdrückt und ausgebeutet. Was hilft es da, dass die Schöpfung angeblich gut ist? Die folgende Lesung erinnert daran: Gott will, dass seine Menschen in Freiheit leben. Aber wie kann das gelingen?

13 Dritte Lesung
Der/Die Lektor/in trägt die Lesung vom Ambo aus vor.
Die Gemeinde sitzt.
Lesung aus dem Buch Exodus.
Gestaltungsvorschlag 2 siehe 39
Nach der Lesung:
Wort des lebendigen Gottes.
Gemeinde: Dank sei Gott.

14 Antwortgesang
GL 402,1.6–10.12 »Danket Gott, denn er ist gut«

15 Gebet
Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst.
Die Gemeinde steht.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Verborgener Gott!
Gegen allen Augenschein in unserer Welt vertrauen wir darauf: du bist die Quelle der Gerechtigkeit und des Friedens. Lass deine uralten Wunder auch in unseren Tagen leuchten, damit alle Menschen aufatmen können in Freiheit und den Frieden finden, den nur du geben kannst. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gemeinde: Amen.

16 Hinführung zur vierten Lesung: Jes 55,1–11 (entspricht der 5. Lesung im Lektionar)

Die letzte Lesung aus dem Alten Testament tröstet alle, die sich in unserer heutigen Gesellschaft wie im falschen Film fühlen. Sie betont: Gott hat für das menschliche Zusammenleben ein ganz anderes Drehbuch geschrieben.

17 Vierte Lesung

Der/Die Lektor/in trägt die Lesung vom Ambo aus vor.
Die Gemeinde sitzt.
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Während der Lesung tragen Erwachsene schweigend aus dem hinteren Teil der Kirche Schalen mit Osterbrot sowie Glaskaraffen mit Wasser, rotem Traubensaft und Milch nach vorne und stellen alles auf den Altar.
Nach der Lesung:
Wort des lebendigen Gottes.
Gemeinde: Dank sei Gott.

18 Antwortgesang
GL 450/EH 22/Unterwegs 41 »Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht« als Kanon

19 Gebet

Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst.
Die Gemeinde steht.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Verborgener Gott!
Du bist die Quelle aller Weisheit und du willst, dass alle Menschen gut leben. Mach unsere Sehnsucht groß, damit wir dich aufrichtig suchen und mit konkreten Taten umkehren zu dir. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Gemeinde: Amen.

20 Gloria
Die Gemeinde steht.
Alle Kirchenglocken beginnen zu läuten.
Die Ministrant/innen läuten mit den Handglocken.
Während des Gesangs werden die Altarkerzen auf den Altar gestellt und dort entzündet.
GL 168.1/EH 14 »Gloria, gloria in excelsis deo« oder
GL 168.2/EH 11/Unterwegs 164 »Ehre Gott in der Höhe« oder
GL 383/EH 16/Unterwegs 161 »Ich lobe meinen Gott«

21 Tagesgebet

Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Lebendiger Gott!
Du hast diese Nacht hell gemacht durch den Glanz der Auferweckung des Gekreuzigten. Lass in uns den Geist lebendig werden, den du uns in der Taufe geschenkt hast: damit wir vor dir leben als deine Töchter und Söhne, damit wir neu werden an Leib und Seele und dir voll Freude dienen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren auferstandenen Bruder und Herrn.
Gemeinde: Amen

22 Hinführung zur Epistel: Röm 6,3–11

Getauft werden heißt: ganz hineingehen in die Einsamkeit der Selbsterkenntnis – ganz hinuntersteigen in die Dunkelheit der eigenen Ohnmacht – ganz auf den Gott vertrauen, der Sie und mich am Schopf herauszieht aus Todesgewässern aller Art.

23 Epistel
Der/Die Lektor/in trägt die Lesung vom Ambo aus vor.
Die Gemeinde sitzt.
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.

24 Oster-Halleluja
Die Gemeinde steht.
GL 333 »Christus ist erstanden«
Der/Die Kantor/in singt den Ruf vor, die Gemeinde wiederholt.
Gleich danach:
GL 321/EH 204/Unterwegs 152 »Surrexit dominus vere« als Kanon
Während des Kanons kann eine Prozession mit dem Evangelienbuch stattfinden.
Zwei Ministrant/innen mit Leuchtern und evtl. zwei weitere mit Weihrauch begleiten das Evangelienbuch und stehen während der Verkündigung rechts und links neben bzw. hinter dem Ambo.

25 Evangelium: Lk 24,1–12

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
Gemeinde: Ehre sei dir, o Herr.
Kreuzzeichen auf Buch, Stirn, Mund und Brust.
Falls Weihrauch mitgeführt wird: Inzenz.
Angesichts des theologischen Gehalts sollte das Evangelium unbedingt von einer Frau gelesen werden.
Nach dem Evangelium:
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Gemeinde: Lob sei dir, Christus.

26 Österliches Friedenszeichen und Osterlied
Die Gemeinde steht.
Jesus Christus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!
Er selbst will uns trösten, versöhnen und Frieden schenken!
Schenken Sie einander ein Zeichen dieses Friedens – wünschen Sie einander von ganzem Herzen frohe Ostern!
Während des Friedensgrußes setzt die Orgel mit einem allerfestlichsten Vorspiel zum folgenden Lied ein.
GL 318 »Christ ist erstanden«

27 Ansprache
Die Gemeinde sitzt.
Die Zwischenüberschriften werden nicht vorgetragen. Sie dienen nur der besseren Übersicht.

Wenn Sie das Lukasevangelium aufmerksam lesen, dann merken Sie: Die Apostel reden sehr viel in den Tagen vor der Hinrichtung Jesu. Gleich nach dem Abendmahl streiten sie darüber, wer von ihnen der Größte ist – dann erklärt Petrus großspurig, dass er sich für Jesus jederzeit umbringen lässt – bei der Gefangennahme Jesu reden sie darüber, mit demSchwert dreinzuschlagen – und schließlich lügt Petrus im Hof des Hohenpriesters: »Ich kenne diesen Jesus nicht!«
Überall, wo die Apostel dabei sind und viel reden, fehlen die Frauen, die Jesus gefolgt sind: kein Wunder in dieser von Männern dominierten Gesellschaft.
Doch, Überraschung: Bei der Kreuzigung sind sie anwesend.
Jetzt beginnt ihre Stunde.

Die Stunde der Frauen

Am Abend dieses entsetzlichen Tages, als der Sabbat schon heraufstrahlte, sind sie beim Begräbnis Jesu dabei. Von den Aposteln: keine Spur. Dann gehen die Frauen heim und bereiten Duftkräuter und Salböle vor. Und kaum ist der Sabbat vorbei, schon im ersten Morgengrauen, sind sie wieder unterwegs: um Jesus zu salben. Nichts und niemand kann sie jetzt stoppen!Sie entdecken das geöffnete Grab, gehen hinein – und erschrecken: Der Leichnam fehlt! Und plötzlich stehen da zwei Männer! Die Frauen tun, was sich auch für strenggläubige Musliminnen gehört: Sie schauen zu Boden und halten den Mund. Gleichzeitig beginnt in diesem Augenblick eine Revolution. Die Frauen hören den Männern genau zu. Sie erinnern sich an Jesu Worte, betont Lukas. Und kehren um – schnurstracks zu den Aposteln.

UND DANN REDEN SIE IN DIESER MÄNNERGESELLSCHAFT!


Jetzt erst nennt Lukas die bisher namenlosen Frauen beim Namen: Sie werden eigenständige Personen!
Die Frauen tun das, was in unserer Kirche bis vor kurzem das Privileg geweihter Männer war: Sie verkünden die Osterbotschaft. Hier werden Frauen zu Vorbildern für Sie und mich und alle Gläubigen.
Aber: Die Apostel halten das alles für Weibergeschwätz.

Die List des Heiligen Geistes

Nach traditioneller Auffassung hatten Frauen damals tatsächlich nichts zu sagen. Sie waren vor Gericht nicht als Zeuginnen zugelassen. Ihr Zeugnis war wertlos.
Nur – die Historiker sagen uns: In der damaligen hellenistischen Gesellschaft war die Stellung der Frauen im Umbruch.
Die Rollenbilder änderten sich – vermutlich zunächst in den großen Städten.
Aber die Frauen in dieser Geschichte kommen doch aus Galiläa, aus der tiefsten Provinz! Sollte hier tatsächlich der Heilige Geist gewirkt haben?
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Jetzt geht Petrus zum Grab. Der Chef persönlich will es wissen: Er prüft die Botschaft der Frauen. Petrus bückt sich – und schaut aus sicherer Distanz ins Grab hinein. Er sieht, was die Frauen gesehen haben. Und trotzdem erlebt er: Nichts.

Merken Sie den Unterschied?

Man muss sich klein machen, um ins Grab zu kommen. Und man weiß nicht, was einen drinnen erwartet. Für die Frauen ist das kein Problem. Sie gehen einfach rein. Unverfroren, naiv, mutig – wie auch immer. Und Petrus?
Er geht nicht rein, sondern bleibt auf Distanz – warum auch immer.

Und heute?

Wo finden Sie sich in dieser Geschichte wieder? Geht es Ihnen
wie den Frauen – oder doch eher wie dem Petrus oder den Aposteln?
Die Bibelwissenschaftlerin Susannah Ticciati sagt, dass Gott mit seiner Schöpfung nicht nur durch Transformation, also Wandlung, verbunden ist, sondern auch durch die Disruption, also den Abbruch alter Strukturen, Muster und Gewohnheiten.
Das ist ziemlich unbequem, denn so gibt es keinen sicheren Ort mehr, von dem aus man die Wirklichkeit gemütlich beobachten und deuten kann. Wie geht es Ihnen mit diesem Abbruch?
Ostern ist Transformation und Disruption. Die Frauen damals hatten keine Angst davor – und gewinnen alles. Für Petrus bleibt als Trostpreis: er geht weg – und wundert sich.
Mit ungläubigem Staunen zu beginnen, ist immerhin ein Anfang.
Stille

28 Predigtlied
GL 322,1,2,5,11,12 »Ihr Christen, singet hocherfreut« oder
EH 298/Unterwegs 40 »Seht, der Stein ist weggerückt«

29 Segnung des Wassers

In der Nähe der Osterkerze steht ein großes Gefäß mit Weihwasser (oder der mit Wasser gefüllte Taufstein). Schon während des Predigtliedes kommen mehrere Ministrant/innen oder Erwachsene und schöpfen daraus Wasser in kleinere Schalen. Danach stellen sie sich zur Osterkerze, wo die Segnung des Wassers stattfindet.
Die Gemeinde steht.
Dieses Wasser erinnert an die Taufe. Auch die Taufe ist Disruption und Transformation: deshalb wurden Erwachsene in der Urkirche untergetaucht und dann aus dem Todeswasser herausgezogen – um so zeichenhaft das Geschenk des neuen Lebens zu empfangen. In der folgenden Stille bitte ich Sie um Ihr Gebet, damit Gott dieses Wasser segnen möge, mit dem Sie sich anschließend bekreuzigen.
Stille
Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst
Lebendiger Gott!
Wir erinnern uns an deine großen Rettungstaten und bitten dich:
Segne dieses Wasser, damit es uns an dein Erbarmen und eine Liebe erinnert, die du uns in der Taufe geschenkt hast. Wir sind verbunden mit allen Brüdern und Schwestern, die in dieser Nacht getauft werden – wo auch immer auf dieser Welt: Schütze und begleite alle Neugetauften und ihre Familien.
(Besonders bitten wir für N.N., die/der in unserem Seelsorgebereich/in unserer evangelischen/reformierten Schwestergemeinde getauft wird/werden.)
Stille
So bitten wir miteinander durch Jesus Christus, unseren Bruder und Erlöser.
Gemeinde: Amen.

30 Erneuerung des Taufversprechens
Bitte nehmen Sie Ihre brennenden Kerzen noch einmal in die Hand. Wenn Sie mögen, können Sie beim jetzt folgenden Taufversprechen die andere Hand auf Ihr Herz legen.
Erleuchtet von Christus, dem Licht der Welt, mit dem wir in der Taufe begraben wurden und auferstanden sind, erneuern wir jetzt unser Taufversprechen.
Widersagen Sie dem Bösen, um in der Freiheit der Töchter und Söhne Gottes zu leben?
Gemeinde: Ich widersage.
Widersagen Sie den Verlockungen des Bösen, damit es keine Macht über Sie gewinnt?
Gemeinde: Ich widersage.
Widersagen Sie dem Satan, dem Urheber des Bösen?
Gemeinde: Ich widersage.
Glauben Sie an Gott, den guten Vater, barmherzig und gerecht, Schöpfer des Himmels und der Erde?
Gemeinde: Ich glaube.
Glauben Sie an Jesus Christus, seinen geliebten Sohn, unseren Messias, das heißt: Erlöser und Heiland, geboren von der Jungfrau Maria, der gelitten hat und begraben wurde, von den Toten auferweckt wurde und zur Rechten Gottes sitzt?
Gemeinde: Ich glaube.
Glauben Sie an den Heiligen Geist, die heilige katholische – das heißt: alle umfassende – Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferweckung der Toten und das ewige Leben?
Gemeinde: Ich glaube.

31 Taufprozession der Gemeinde zum Weihwasser und zur Osterkerze
Das ist unser Glaube. Jetzt bitte ich Sie, als Gläubige nach und nach zur Osterkerze zu kommen und sich hier mit dem gesegneten Wasser zu bekreuzigen – so, wie sie bei Ihrer eigenen Taufe bekreuzigt worden sind. Gerne können Sie dabei Ihr Osterlicht mitnehmen.
Die Träger/innen der Wasserschalen stellen sich so auf, dass die Gläubigen – eventuell von verschiedenen Seiten gleichzeitig – jeweils zu einer Schale kommen und ungehindert wieder an ihren Platz zurückkehren können. Notfalls sorgen Ordner für einen reibungslosen Ablauf. Aus hygienischen Gründen kann mit einem Löffel (Kelchlöffelchen) einige Tropfen Weihwasser in die geöffnete Hand der Gläubigen gegeben werden.
Währenddessen: festliche Orgel- oder Instrumentalmusik.

32 Kollekte
Die Gemeinde sitzt.
Die heutige Kollekte ist bestimmt für … (Kollektenzweck nennen).
Schon jetzt vielen Dank für Ihre Spenden!
GL 329 »Das ist der Tag, den Gott gemacht« oder
EH 281 »Wir haben Gottes Spuren festgestellt« oder
Unterwegs 273 »Wenn Glaube bei uns einzieht«

33 Persönliche Gebetsstille und Vaterunser
Die Gemeinde sitzt.
Alles hat in dieser Nacht Platz: die Freude, wenn sich etwas zum Guten wendet – und die Irritation, wenn Selbstverständliches zerbröckelt, der Jubel und die Tränen, die Verzweiflung und die Hoffnung. Halten wir einen Augenblick Stille. Ein Augenblick der Stille für Sie und Ihre ganz persönlichen Gebete – für Menschen, die Ihnen am Herzen liegen, für Situationen, die Ihnen an die Nieren gehen – für Bitte und Dank, für Lob und Klage.
Längere Gebetsstille
Ich bitte Sie, jetzt aufzustehen.
Beim Vaterunser können die Kinder an einem geeigneten Ort im Altarraum oder im Mittelgang vor dem Altar stehen. Sie können das Vaterunser mit geöffneten Händen beten wie alle mit ihnen Versammelten.
Unsere Gebete und Gedanken fassen wir jetzt im Vater unser zusammen.
Gemeinde: Vater unser im Himmel …

34 Danklied

Die Gemeinde steht.
GL 337,1–5 »Freu dich, erlöste Christenheit« oder
EH 297 »Er ist erstanden« oder
Unterwegs 246.2 »Halleluja, halleluja«


35 Mitteilungen, Osterwitz, Einladung zur Agape (und/oder zum Osterfrühstück) und Ausblick
Wo es üblich ist oder passend erscheint, kann nach alter Tradition ein »Osterwitz« erzählt werden, um die Gemeinde zum österlichen Lachen zu bringen.
Der Auferstandene ist unter uns: Osterkerze und Evangeliar, Taufwasser und die Speisen der Agape sind Zeichen, die auf seine Gegenwart in jedem Menschen und in der gesamten Schöpfung hindeuten. Heute/morgen um … Uhr in … wird die Gegenwart des Auferstandenen auch in der österlichen Eucharistie gefeiert. Und bitte denken Sie immer daran: Wir selbst sind als Kirche miteinander der Leib Christi!

36 Segnung der Ostergaben und allgemeine Segensbitte
Die Gemeinde steht.
Die Segnung der Ostergaben findet dort statt, wo die Gläubigen ihre Ostergaben abgestellt haben.
Sie haben hier Ihre Ostergaben abgestellt, die Sie anschließend zu Hause (oder beim anschließenden Osterfrühstück unserer Gemeinde) in österlicher Freude verzehren. Bitten wir gemeinsam darum, dass Gott diese Speisen segne – und dadurch auch alle Menschen, die diese Speisen verzehren.
Lasset uns beten!
Kurze Gebetsstille
Der lebendige Gott, Schöpfer alles Guten, segne diese Speisen und alle, die sie genießen.
Die Ostergaben werden in Stille mit Weihwasser besprengt.
Der Allgemeine Segen findet vom Ort der Osterkerze aus oder vor dem Altar statt.
Während der Segensbitte können die Eltern den Kindern die Hände auf legen.
In dieser Nacht, die erhellt ist durch die Auferweckung des Gekreuzigten, segne uns alle der gütige Gott. Er bewahre uns vor Finsternis und Todesschatten. Gemeinde: Amen.
In Christus haben wir Anteil am göttlichen Leben. Der barmherzige Gott führe uns alle in seinen Lichtglanz.
Gemeinde: Amen.
Unser Erlöser hat die Menschen durch sein Leiden zur Osterfreude geführt. Er begleite uns alle Tage unseres Lebens bis zu der Osterfreude, die niemals endet.
Gemeinde: Amen.
Das schenke uns der dreieinige Gott: der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist.
Gemeinde: Amen.

37 Entlassung
Singet Lob und Preis, Halleluja, Halleluja.
Gemeinde: Dank sei Gott, dem Herrn, Halleluja, Halleluja.
Danach Verneigung vor dem Altar.

38 Auszug und Osteragape
Auszug aller am Gottesdienst beteiligten Dienste. Orgelnachspiel.
Wenn kein Osterfrühstück stattfindet, kann eine kleine Agape mit den Gaben, die bei der vierten Lesung auf den Altar gestellt wurden, im Kirchenraum (oder auch bei geeignetem Wetter vor der Kirche) stattfinden.

39 Gestaltungsvorschlag

1. Die Lesung 9 von der Bindung Isaaks folgt der Übersetzung des Alttestamentlers Jürgen Ebach. In dieser Übersetzung wird der Wechsel des Gottesnamens besonders deutlich: Zunächst spricht »Elohim« zu Abraham, und erst auf dem Berg Morija (wo später der Jerusalemer Tempel stehen wird) offenbart sich Gott als »JHWH«. Benötigt werden zwei Lektor/innen und ein Microauf dem Altar, der noch mit dem schwarzen »Karfreitagstuch« verhüllt ist.

Lektor/in 1 (vom Ambo aus):
Lesung aus dem Buch Genesis

Der Gott Elohim prüfte den Abraham.
Er sprach zu ihm: »Abraham!« – und der sprach: »Hier bin ich!« Und der Gott sprach zu ihm: »Nimm doch bitte deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst: den Isaak. Und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort als Ganzopfer auf einem der Berge, den ich dir sagen werde!«

Und Abraham stand früh am Morgen auf.
Er sattelte den Esel und nahm seine zwei Burschen mit – und Isaak, seinen Sohn.
Und er spaltete Opferscheite und machte sich auf und ging zu dem Ort, den der Gott Elohim ihm gesagt hatte.

Am dritten Tag, da hob Abraham seine Augen, und er sah den Ort von ferne.
Und Abraham sprach zu seinen Burschen: »Bleibt ihr alleinehier bei dem Esel. Ich und der Bursche, wir wollen bis dorthin gehen und uns zur Anbetung niederwerfen. Und dann wollen wir zu euch zurückkehren!«
Und Abraham nahm die Holzscheite und legte sie dem Isaak auf, seinem Sohn. In seine eigene Hand aber nahm er das Feuer und das Messer.
Stille
So gingen die beiden miteinander.
Stille
Und Isaak sprach zu Abraham, seinem Vater. Er sprach: »Mein Vater!«
Der sprach: »Hier bin ich, mein Sohn!«
Und Isaak sprach: »Schau: das Feuer ist da, und die Scheite sind da – aber wo ist das Tier zum Ganzopfer?«
Stille
Und Abraham sprach: »Der Gott Elohim ist es, der sich das Tier zum Ganzopfer auswählen wird!«
Stille
So gingen die beiden miteinander.
Stille
Und sie kamen an den Ort, den ihnen der Gott Elohim gesagt hatte.
Und Abraham baute dort den Altar und schichtete die Scheite auf.
Und er band den Isaak, seinen Sohn. Und legte ihn auf den Altar: oben auf die Scheite.
Und Abraham streckte seine Hand aus und griff nach dem Messer, um seinen Sohn zu schlachten.

Lektor/in 2 stellt sich hinter den Altar
Da rief ihm der Engel JAHWES vom Himmel her zu:

Lektor/in 2 (vom Altar aus):
»Abraham! Abraham!!!«

Lektor/in 1 (vom Ambo aus):
Und der sprach: »Hier bin ich!«

Lektor/in 2 (vom Altar aus):
»Strecke deine Hand nicht aus gegen den Burschen!!!
Tu ihm nicht das Geringste zu Leide!!!
Ich weiß ja jetzt: Du bist einer, der den Gott Elohim fürchtet.
Und du hast mir nicht vorenthalten deinen Sohn, deinen einzigen!«

Lektor/in 1 (vom Ambo aus):
Und Abraham hob seine Augen und sah:
Da – ein Widder!
Dort hinten hatte er sich mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen.
Und Abraham ging hin und nahm den Widder und opferte ihn als Ganzopfer an seines Sohnes statt.
Und Abraham rief den Namen dieses Ortes: »JAHWE sieht« – und deshalb sagt man noch heute: »Auf dem Berg namens ›JAHWE-sieht‹«.
Und es rief der Engel JAHWES dem Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu:

Lektor/in 2 (vom Altar aus):
»Spruch JAHWES:
‚Bei mir habe ich geschworen:
weil du das getan hast,
und weil du mir deinen Sohn, einen einzigen, nicht vorenthalten hast:
Ja! Ich will dich gewiss segnen
und will gewiss deinen Samen zahlreich machen wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Rand des Meeres.
Und besitzen wird dein Nachkomme das Tor seiner Feinde.
Und es sollen sich segnen in deinem Samen alle Völker der Erde:
Dafür, dass du gehört hast auf meine Stimme!«
Stille

Lektor/in 1 (vom Ambo aus):
Und Abraham kehrte zurück zu seinem Burschen, und sie machten sich auf und gingen nach Beerscheba, und Abraham blieb in Beerscheba wohnen.

Wort JAHWES, des lebendigen Gottes.
Gemeinde: Dank sei Gott!

Während des folgenden Antwortgesangs 10 wird das große schwarze »Karfreitagstuch« vom Altar entfernt.
2. Die Lesung 13 vom wunderbaren Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer und der anschließende Siegesgesang des Mose bzw. der Prophetin Miriam kann dazu führen, blind und taub für das Schicksal der »bösen« Ägypter zu sein – nach dem Motto: »denen geschieht es nur recht!« Ganz anders hat die jüdische Theologie darauf reagiert: die Erzählung von der Reaktion Gottes auf den massenhaften Tod der Ägypter thematisiert die Ambivalenz dieser Rettung (beispielhaft für die Ambivalenz auch mancher heutiger Rettungstaten und Siege) – und bewahrt dadurch eine humane Religiosität, die den Opfern der Geschichte nicht triumphal oder fundamentalistisch den Rücken kehrt.
Lesung aus dem Buch Exodus
(…)
So rettete der HERR an jenem Tag Israel aus der Hand der Ägypter. Israel sah die Ägypter tot am Strand liegen.
Kurze Stille
Eine Stimme, unsichtbar mitten aus der Gemeinde (mit Micro bzw. Headset):
Als die Engel im Himmel die Ägypter tot am Strand liegen sahen, stimmten sie den Siegesgesang an. Doch Gott wurde zornig und rief: »Schweigt still! Schämt ihr euch nicht? Ihr singt Jubellieder, und meine Kreaturen ertrinken im Meer!«
Längere Stille
GL 155 »Kyrie eleison« zweimal gesungen

Dann liest der/die Lektor/in den Lesungstext zu Ende:
Als Israel sah, dass der HERR mit mächtiger Hand an denÄgyptern gehandelt hatte, fürchtete das Volk den HERRN. (…)
Weiter mit Antwortgesang 14

Hinweis:
Bei der Feier der Gottesdienste in Zeiten der Corona-Pandemie sind die jeweiligen behördlichen Regelungen und diözesanen Vorgaben zu beachten. Insbesondere sind die Abstands- und Hygiene Regeln sowie die Vorgaben zur Verwendung von Mund-Nase-Bedeckungen zu berücksichtigen. Solange Gemeinde- und Chorgesang nicht möglich sind, muss sich die musikalische Gestaltung der Gottesdienste auf Instrumentalmusik beschränken. Abhängig von lokalen Regelungen und räumlichen Möglichkeiten kann Kantoren- oder Scholagesang möglich sein.


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