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Die Inhalte
der Zeitschrift
WortGottesFeiern
Der Aufbau
einer Wort-Gottes-Feier
Die Herausgeber
Einführung
Gibt es einen Plan?
Ein Ministrant kam am Abend der Firmung in die Sakristei und fragte mich: »Wie ist denn der Plan?« Ich antwortete ihm: »Plan? Haben wir keinen!« – Er lachte: »Bei uns nennt man das ›Pfusch am Bau‹.« Gottesdienst bringt er in Verbindung mit seiner Arbeit als Maurergeselle. Interessant. Keinen Plan haben und trotzdem rumwerkeln, ist Pfusch. Nicht nur Häuser sind eingestürzt, weil Pfusch am Bau schon bei den Fundamenten begonnen hatte. Manch anderes, was unsere Fundamente erschüttert, geht auf planloses Handeln zurück. Ob uns die Konsequenzen bewusst werden, was unseren Umgang mit dieser Schöpfung angeht, bis hin zu der Entfremdung indigener Menschen von ihren Wurzeln, oder Missbrauch von Macht und sexueller Misshandlung?

Pfusch am Bau? Schnelles, oberflächliches Recherchieren, ohne Zeit und Geduld, flinkes Eintippen von Meinungen, unbedachtes, entwürdigendes Kommentieren, … – In der Art wie er fragte war klar, dass er sich in seinem Dienst zurechtfinden möchte. Das ist sein gutes Recht und er fühlt auch eine Verantwortung dafür, dass das Ganze gelingt. Ein Plan deutlich, dass vieles abgewogen ist und bedacht. Da ist etwas einsichtig und nachvollziehbar. Klar gibt es auch andere Pläne: jemanden zu Grunde richten, fertig machen, zerstören, ausgrenzen, schnelle Gewinne erzielen, …

Mich faszinierte sein Interesse. Nicht wann und wohin er mit einem Leuchter in der Hand gehen soll, war gemeint, sondern viel mehr: ein Plan. Was geht hier überhaupt ab und wer macht was und was ist meine Aufgabe in dem Ganzen? Sie merken, dass mich diese Begegnung nicht mehr loslässt und ich immer wieder seine Stimme höre: »Was ist denn der Plan?«

Gerade komme ich mir vor wie in einer großen Baustelle. Nicht nur in einer. Großbaustellen sind einige Kirchen, für die ich mit verantwortlich bin. Baustelle ist die neue Strukturierung unserer Pfarreien. Baustelle ist die Stadt, das Land, unser Staat: Wahlen und Konsequenzen, Entscheidungen. Baustelle ist unser Europa und überhaupt diese Welt, in der wir leben. Und: Baustelle Schöpfung.

»Was ist der Plan?« – Biblisch werden wir in den ersten Worten hineingenommen in einen Plan des Schöpfers: »Es werde!« Da ist eine Grundentscheidung getroffen für das Leben. Diese buchstabiert sich durch alle Zellen hindurch und durch Landschaften, Meere und Flüsse, Wolken und Winde. Bald tauchen die Fragen auf: Bin ich denn der Hüter meines Bruders? – Nicht Pfusch am Bau ist es, sondern einer, der seine Verantwortung nicht begriffen hat und den Plan nicht kapiert: Ja, du bist Hüter, Mensch!

Kapier’ ich diesen Plan? »Es werde« – diene ich dem Leben und ermögliche es, schütze, berge, umberge …? In diesen Plan gehören Werden und Vergehen, gehören Übergang und Neubeginn.

In seinen Worten zur Jahreswende berührt mich Jochen Klepper immer wieder, wenn ich in diese Tage eintrete:

»Da alles, was der Mensch beginnt, / vor seinen Augen noch zerrinnt, / sei du selbst der Vollender. / Die Jahre, die du uns geschenkt, / wenn deine Güte uns nicht lenkt, / veralten wie Gewänder.« (siehe GL 257 »Der du die Zeit in Händen hast«)

Eine Bitte spricht sich aus einer tiefen Sehnsucht aus: »… sei du selbst der Vollender. « Der Erfahrung, »dass wir im Winde treiben« und wir Zeit nicht halten, setzt er seinen Gedanken den Anfang: »Der du die Zeit in Händen hast …«

Zurück in die Sakristei, der Frage nach dem Plan und der Antwort mit dem »Pfusch am Bau«.

Sie werden auch in diesem Jahr in Sakristeien stehen, während sich schon Menschen versammeln, um Gottesdienst zu feiern. Vielleicht gibt es noch das ein oder andere abzusprechen. Dann werden alle hineinhören in die alten Worte der Schrift und vielleicht inmitten dieser »Baustelle Leben« erfahren, was nährt und ermutigt. Gib, Gott, dass alle dann wieder weitergehen können und wissen, in welcher Verantwortung wir stehen als Christin und Christ und zuallererst doch als Mensch. Pfusch am Bau können wir uns nicht leisten. Es geht um das Leben: »Es werde!«

Ein gesegnetes neues Jahr und Freude in ihrem Dienst der Liturgie

Heinz Vogel

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