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Ausgabe 5/2013 |
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| Einführung |
| »Die Liturgie muss demokratisiert werden« |
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»Sie alle erleben mit uns eine denkwürdige, kirchengeschichtliche Stunde. Eine innerkirchliche Bewegung, die vor einem halben Jahrhundert bei uns in Mitteleuropa aufgebrochen ist, kommt in dieser Stunde zu ihrem Ziel. Was zunächst nur wenigen undeutlich vorschwebte, was dann mehr und mehr – nicht zuletzt bei uns in Deutschland – in den Herzen anwuchs, wird nun auf der Ebene einer Konzilskonstitution von mehr als 2000 Konzilsvätern bejaht, vom Papst bestätigt, zum Gemeingut der Kirche.« So lautete vor 50 Jahren der Kommentar des Zweiten Deutschen Fernsehens, das in einer Eurovisionssendung live aus dem Petersdom die Schlussabstimmung über die Liturgiekonstitution am 4. Dezember 1963 übertrug.
Während der Generalsekretär des Konzils die Konstitution in lateinischer Fassung verlas, erläuterte der Trierer Liturgiewissenschaftler Balthasar Fischer den Fernsehzuschauern die Bedeutung der Konstitution. Im Anschluss gaben die Konzilsväter ihr Votum ab. Für Abstimmung und Auszählung der Stimmen benötigte man etwa eine Viertelstunde. Dann konnte Fischer den Zuschauern das Ergebnis mitteilen: nur 4 Nein-Stimmen bei 2147 Ja-Stimmen. Mit überwältigender Mehrheit war das erste Dokument des Konzils verabschiedet worden. Die Bedeutung der Liturgiekonstitution für das Leben der Kirche und ihres Gottesdienstes kann nicht überschätzt werden. Mit ihrer Verabschiedung begann »eine neue Phase der Liturgiegeschichte«, wie Joseph Ratzinger anlässlich der 40-Jahr-Feier 2003 in Trier hervorhob. Und auch ein halbes Jahrhundert nach dem Konzil gibt es zahlreiche Gelegenheiten und gute Gründe, zurückzublicken: dankbar und kritisch. Wichtiger aber ist es, dabei nicht stehen zu bleiben, sondern zu suchen, wohin es gehen kann. Welche Wege müssen jetzt gegangen werden? Welche Aufgaben gibt es heute, hier, in unserer Gemeinde?
Fischers Kommentar verwies auf die Liturgische Bewegung am Beginn des 20. Jahrhunderts: »Einer jener ersten Pioniere der Liturgischen Bewegung, der 1960 verstorbene belgische Benediktiner Lambert Beauduin, hat das Ziel dieser Bewegung in das schlichte Sätzchen gekleidet: ›Die Liturgie muss demokratisiert werden.‹ Er wollte sagen: Liturgie darf nicht etwas sein, was hoch und fern über den Köpfen der Gläubigen schwebt, dem sie als stumme Zuschauer ›beiwohnen‹. [...] Das ganze heilige Volk Gottes muss wieder aus den eigentlichen Reichtümern leben lernen, die in unserer Mitte gefeiert werden. In den 50 Jahren seitdem hat man mit immer brennenderer Deutlichkeit erkannt, dass dieses Ziel nur zu erreichen ist, wenn eine verständige und großzügige Reform der Liturgie dem Volke Gottes die oft allzu engen Türen zu diesen Reichtümern wieder weit auftut. Es gibt kaum ein Bild, das hier in Rom im Zusammenhang mit dem Liturgieschema so oft gebraucht worden ist wie das von den endlich geöffneten Türen ...«
Vieles ist geschehen. Insbesondere die vom Konzil gewünschte tätige Teilnahme der Gläubigen wurde durch die breite Einführung der Volkssprache gefördert. Zahlreiche Männer und Frauen haben auf der Basis des gemeinsamen Priestertums aller Getauften Mitverantwortung für den Gottesdienst übernommen und ihre Fähigkeiten, Zeit und Kraft für die Gestaltung und Feier der Liturgie eingebracht. So ist auch die Wort-Gottes-Feier nicht nur die Reaktion auf eine Notsituation, sondern eine wirkliche Bereicherung und ein weiterer Zugang zur Feier des Glaubens. Denn das Konzils wünscht: »Auf dass den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde, soll die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan werden« (Liturgiekonstitution 51) – für alle Gläubigen: »Die Liturgie muss demokratisiert werden«, wie es der Benediktiner Beauduin formulierte.
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Andreas Poschmann |
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