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Die Inhalte
der Zeitschrift
WortGottesFeiern
Der Aufbau
einer Wort-Gottes-Feier
Die Herausgeber
Einführung
Der Antwortgesang oder: Wenn das gehörte Wort sich einverleibt und Gesang zur Antwort wird
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir waren damals drei Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren als wir, angeregt durch unseren Heimatpfarrer, begannen, die Antwortgesänge an den Hochfesten zu singen. Er selbst war ein leidenschaftlicher Musiker und hatte es verstanden, in uns die Lust auf diese Art der vertonten Worte aus dem Buch der Psalmen zu wecken. So gab er uns das Kantorenbuch, in dem alle Antwortgesänge auf die erste Lesung der Sonntage verzeichnet sind, in die Hand und übte mit uns vor den Festtagen. Der Antwortgesang oder Antwortpsalm nach der ersten Lesung greift einen Gedanken der gehörten Lesung auf und ist ein Geschehen von Hören und Singen weiterer Worte der Heiligen Schrift. Dieser Gesang ist »liturgisch und pastoral von großer Bedeutung «, so heißt es in der Pastoralen Einführung in das Messlektionar (PEML 19). Er ist ein »wesentliches Element des Wortgottesdienstes«, wird die Allgemeine Einführung in das Messbuch zitiert (AEM 36). Obwohl diesem Gesang zwischen der ersten und der zweiten Lesung große Bedeutung zugesprochen wird, hat er in der Praxis noch lange nicht den entsprechenden Stellenwert. In vielen Gemeinden wird ein Lied gesungen oder dem Orgelspiel gelauscht. Eine Psalmvertonung von einem Psalmisten oder einer Kantorin gesungen und einem immer wiederkehrenden Vers der versammelten Gemeinde ist noch nicht alltägliche, geschweige denn allsonntägliche Praxis. Dabei ist dies eine Tradition, die schon im vierten Jahrhundert bezeugt ist.

Manche sprechen davon, dass diese Art des Singens in der Liturgie uns nicht mehr entspricht. Alle können den Psalmtext aus dem Buch lesend singen, sodass sich das Vorsingen erübrigt und nicht nur das Singen eines Kehrverses braucht. In der Art und Weise, wie das Lesen aus der Heiligen Schrift und das Hören auf Gottes Wort sich ereignet und wie sich das Singen aus diesem gesprochenen und gehörten Wort ergibt, kann es aber gerade die Form sein, in der die Antwort auf Gottes Wort zum Gesang wird:

Nach einer Zeit des Innehaltens geht die Kantorin an den Ambo, die Organistin spielt den Kehrvers ein und die Kantorin beginnt, den Vers zu singen, worauf die Gemeinde diesen wiederholt. Dann klingen die vertonten Psalmverse, die zu der ersttestamentlichen Lesung ausgewählt wurden. Die Gemeinde muss nicht noch im Gotteslob oder auf einem anderen Liedblatt Verse suchen und sich in komplizierte Töne einsingen. Alle hören weiterhin auf das, was an dem Ort der Verkündigung seinen Platz hat und von hier ausgeht, greifen einen Teil auf und wiederholen diesen immer wieder nach bestimmten Sinnzusammenhängen. Das ist ein Sprachgeschehen, das sich da ereignet: zwischen Mensch und Mensch und Mensch und Gott. Dadurch, dass die Gemeinde immer wieder ihren Kehrvers einbringt, bringt sie den ruhenden Teil mit ein. Mindestens dieser Vers wird sich sprachlich und melodisch einprägen und sich vielleicht in den Menschen, die ihn singen, durchtragen und durchdenken.

Damit dies gelingen kann, braucht es Menschen, die – neben der Lust am Singen – Lust am Lernen haben. Wie für einen Lektor gilt es auch für eine Kantorin: Ich muss das, was ich vortrage, zuvor eingeübt haben und wissen, wie ich es im Raum sprechen oder singen muss. Schließlich geht es ja darum, dass wir Menschen das uns Mögliche tun, damit die Botschaft gehört werden kann. Und doch braucht es mehr dazu, dass sie auch ankommen kann. Es braucht die Bereitschaft des hörenden Menschen und den, der sich in seinem Wort ausspricht: Gott.

Die Antwortpsalmen zu einzelnen Lesungen der Osternacht klingen in mir bis heute nach. Als junger Mensch habe ich sie gelernt und gesungen und dadurch auch einen Zugang zu der entsprechenden Lesung gefunden und auch zu der ganzen Feier der Osternacht. Dabei ist mir klar, dass es mit dem einmaligen Singen, Hören und Feiern nicht getan ist. Es braucht auch da eine Verbindlichkeit im immer wieder Einhören und Einsingen und Feiern.

Aus der eigenen Erfahrung heraus, wie mir das Wort Gottes vertraut geworden ist und wie ich selbst als Jugendlicher mit meinen Freunden zu diesem Wort in Beziehung gebracht wurde, möchte ich dazu ermutigen, diese Tradition, den Antwortgesang oder Antwortpsalm, in unserer Wortgottesfeier zu beleben. Es gibt genügend Unterstützung bei den Kirchenmusikerinnen und -musikern Ihrer Diözese und auch entsprechende Literatur und Bücher für den Kantorendienst. In unserer Gemeinde hat der Kantorendienst schon eine lange Tradition und es finden sich – Gott sei Dank – immer wieder Kantorinnen und Kantoren, sodass der Dienst nicht zur Last eines Einzelnen wird. Das sind nicht Sängerinnen und Sänger, die Gesang studiert haben, vielmehr Frauen und Männer, die ihre Stimme bilden und sich hin und wieder mit der Organistin und Chorleiterin treffen und Gesänge einüben, sich ausprobieren und gegenseitig korrigieren. Die Leidenschaft an diesem Dienst dient dem Wort und der Antwort des Menschen auf das Gotteswort, das er gehört hat.

In der Hoffnung, dass das gehörte Wort sich uns weiter einverleibt und Gesang zur Antwort werden kann,
grüßt Sie

Heinz Vogel

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